10 Jahre internationales Juzo Symposium
Im Fokus standen aktuelle Entwicklungen der Diagnostik und Therapie des Lymphödems, die Herausforderungen der Diagnosestellung und Behandlung beim Krankheitsbild Lipödem sowie die Bedeutung der Kompression für das Wundmanagement. Ziel war es, Brücken zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen, praktischen Erfahrungen und verschiedenen Fachdisziplinen zu schlagen.
Lymphödeme: Bewegung, Selbstmanagement und moderne Therapieansätze
Ein Schwerpunkt lag hier auf der Diagnose und Behandlung von Lymphödemen. Prof. Jean-Paul Belgrado stellte die ICG-Methode vor, mit der individuelle Lymphabflusswege sichtbar gemacht werden können. Seine „Fill & Flush“-Technik ermöglicht eine präzisere Visualisierung oberflächlicher Lymphbahnen. Dr. Daniel Drebinger betonte die Bedeutung regelmäßiger Bewegung für Betroffene und gab praxisnahe Tipps zur Integration von Sport in den Alltag. Physiotherapeut John Jordi ergänzte, dass aktives Selbstmanagement entscheidend für den Therapieerfolg sei – unterstützt durch individuell angepasste Strategien.
Bandagistenmeisterin Christine Hemmann-Moll unterstrich, dass moderne Kompressionstherapie effektiv, zeitsparend und flexibel sein müsse, um Patientinnen und Patienten zu mehr Eigenständigkeit zu befähigen – auch beim Sport. Assoc.-Prof. Chieh-Han John Tzou präsentierte die hybride rekonstruktive Lymphchirurgie, bei der ein präoperatives Mapping mittels ICG essenziell sei. Zudem betonte er, dass der Behandlungserfolg durch positive Kommunikation mit Hilfe des NLP Ansatzes (Neuro Linguistic Programming) zwischen Ärzteschaft, Patientinnen und Patienten verbessert werden kann- Insbesondere bei psychisch belastenden Krankheitsverläufen.
Wundmanagement: Prävention und kreative Lösungen
Dr. Ewa Burian zeigte auf, dass das Risiko für chronische Wunden oder Erysipele bei Ödempatientinnen und -patienten deutlich erhöht sei – sich jedoch durch konsequente Therapie halbieren ließe. Kompression sei dabei ein zentrales Element, insbesondere bei venösen Refluxen. Dr. Holger Lawall hob die Bedeutung der Kompressionstherapie bei diabetischen Fußulzera hervor. Eine sorgfältige Diagnostik der arteriellen Durchblutung sei dabei unerlässlich. Bei Unverträglichkeit starker Kompression könne IPK (Intermittierende pneumatische Kompression) eine Alternative sein. Dr. Peter Siesing-Mejer demonstrierte kreative Ansätze zur Kompressionstherapie durch Fixateur extern ruhiggestellter Frakturen – etwa durch individuell angepasste medizinische adaptive Kompressionssysteme.
Dr. Armin Abootalebi und Elena Gomes Vivas präsentierten eine Studie zur postoperativen Rehabilitation bei Daumenarthrose. Eine leichte Kompression reduziere Schmerzen signifikant – weitere Forschung sei jedoch notwendig.
Lipödem und Adipositas: Forschung, Leitlinien und Lebensqualität
Prof. Kristiana Gordon eröffnete den Themenblock zum Lipödem mit dem Hinweis, dass noch viele Fragen offen seien – jedoch bereits genetische Zusammenhänge identifiziert worden wären. Prof. Erich Brenner erläuterte die die deutschen S2k-Leitlinie und stellte klar, dass die Stadieneinteilung des Lipödems rein beschreibend sei und nicht den Schweregrad abbilde. Dr. Erla Gredur Sveinsdottir verglich Lipödem und Adipositas und betonte, dass ein gesunder Lebensstil wichtiger sei als der reine Fokus auf Gewichtsverlust. Dr. Hildur Skuladottir berichtete über chirurgische Behandlungsansätze beim Lipödem in Norwegen. Eine Liposuktion verbessere zwar nicht die Stoffwechselgesundheit, könne aber durch anschließende Aktivität die Gewichtsreduktion stabil halten. Gleichzeitig warnte sie vor Gewichtszunahme an anderen Körperstellen nach dem Eingriff.
Besonders bewegend war der Beitrag von Nanna Árnadóttir, die seit ihrer Jugend an einem Lipödem leidet. Jahrelang sei ihre Erkrankung unerkannt geblieben. Heute spricht sie offen über ihren Weg und ermutigt andere Frauen, sich nicht zu verstecken – und die kurzen Hosen zu tragen.
Abschluss mit Perspektive
Zum Abschluss des Juzo Symposiums bot eine lebhafte Podiumsdiskussion Raum für Fragen und Austausch zwischen Publikum und Referierenden. Das 10-jährige Jubiläum markierte nicht nur einen Meilenstein, sondern auch einen Ausblick: auf mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit, mehr Forschung – und mehr Sichtbarkeit für Betroffene.
Julius Zorn GmbH
Juzo mit Hauptsitz im bayerischen Aichach wurde 1912 in Zeulenroda (Thüringen) gegründet und beschäftigt weltweit über 1.100 Mitarbeitenden. Mit der Schwesterfirma in den USA und den verschiedenen Tochterfirmen und Vertriebsorganisationen in Europa und Kanada bedient der Hersteller medizinischer Hilfsmittel einen internationalen Markt. Als Spezialist mit über 100 Jahren Erfahrung in der Kompressionstherapie hat Juzo es sich zur Aufgabe gemacht die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern und Beschwerden nachhaltig zu lindern. Dafür produziert das Unternehmen innovative Produkte – größtenteils „Made in Germany“ – aus den Bereichen Phlebologie, Lymphologie, Narbenmanagement und Orthopädie wie Kompressionsversorgungen in Rund- und Flachstrick sowie Bandagen und Orthesen. Neben den Produkten der Fachhandels-Marke Juzo gibt es die Juzo Akademie mit Fortbildungen für den medizinischen Fachhandel, die Marke sportomedix mit hochfunktionellen Produkten für ambitionierte Sportlerinnen und Sportler und die Marke EquiCrown mit medizinischen Kompressionsbandagen für Pferde. Mit Hightech, Handarbeit und Herzblut arbeiten die Mitarbeitenden bei Juzo an innovativen und individuellen Lösungen für mehr Lebensfreude in Bewegung. Weitere Infos unter juzo.de